Eine Heldentat

Wie Wehdel einen Ritter ohne Furcht und Tadel ausweisen kann, so hat Grönloh sein Heldenmädchen, dessen Unerschrockenheit bei Schützenbrüdern jedenfalls ebenso warme Anerkennung finden wird wie die des Wehdeler Drachentöters.


Bös und schwer war die Zeit, als die Franzosen vor reichlich einem Jahrhundert allen Völkern die glückverheißende Freiheit bringen wollten. Auch das Artland seufzte unter den schweren Lasten ihrer Willkürherrschaft. Wiederholt wird u.a. auch von frechen Pferdediebstählen berichtet. Auf den forcierten Märschen wurde mancher Gaul schwach und matt, so daß der Reiter fast die Mähre tragen mußte. Statt zurückzubleiben hinter dem Heereszug, tauschte er lieber bei dem ersten besten Bauern sein Rößlein um. Einst kam ein franz. Fourier bei Braken in Grönloh. Die Bäuerin war mit einer Magd allein im Hause. Der Besitzer war gerade mit seinem Gespann nach Osnabrück, um Korn ins franz. Magazin zu bringen. Ohne ein Wort zu sagen, zog der Franzose das letzte Pferd aus dem Stall und ritt damit fort. Als das die Magd sah, wurde sie wütend über solche unverschämte Frechheit. Sie ergriff das scharfe Brotmesser, das vor ihr auf dem Tische lag, warf ihre Holzschuhe aus und rannte barfuß hinter dem Pferdedieb her. Dieser hatte wohl nicht gemerkt, daß er verfolgt wurde. In Dinklage hielt er an und trat in ein Wirtshaus. Als er eben die Tür geschlossen hatte, kam schweißtriefend das beherzte Mädchen auch schon an; schnell entschlossen schnitt es mit dem Brotmesser das Halfterband ab, schwang sich aufs Pferd und galoppierte wieder zurück. Unbehelligt kam es auf dem Hofe an, wo die angstvoll harrende Herrin die mutige Reiterin mit Tränen in den Augen empfing. Als Brake mit seinem Gespann von Osnabrück zurück kam, hörte er von der kühnen Tat seiner treuen Magd. Ganz gerührt ging er an seine Spiegel-Kommode, holte die letzte goldene Pistole (ca. 20 Mark) aus der Geldtrecke und überreichte sie ihr mit den Worten: "Wichte, Wichte, wat häd de di dat oawer schlächte goan konnt!"


(aus: Festschrift zur Erinnerung an die 75jährige Jubelfeier des Wehdel. Grönloher Schützenbundes - 9. und 10. Mai 1929.)


Diese Begebenheit hat Wilhelm Crone in seinem Buch "Farnigaukinder" (Verlag Robert Kleinert, Quakenbrück o. J.) zu einem Gedicht verarbeitet.