Die Schule zu Grönloh
Hans-Werner Indlekofer


I. Die Entstehung und Entwicklung der Schulen im Osnabrücker Nordland



Die ersten Schulen sind in unserer Heimat mit der Einführung des Christentums entstanden. Aber erst nach der Gründung von Klöstern im 13. Jahrhundert können im Osnabrücker Nordlande die ersten Schulen eingerichtet worden sein. Nach den Pfarrschulen entstanden dann die ersten Elementarschulen. Diese wurden später Kirchspiel- oder Küsterschulen genannt, weil sie die einzigen Schulen im Kirchspiel waren und von schreib- und lesekundigen Küstern unterhalten wurden. Diese ersten Schulen waren also kirchliche Einrichtungen und unterstanden somit dem örtlichen Pfarrer. (nach 2 Dobelmann)

Eine der ersten dieser Schule war die in Badbergen, sie soll sogar schon in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts bestanden haben, genauere Beschreibungen liegen aber erst ab dem 17. Jahrhundert vor, als auch die anderen Schulen gegründet wurden.



II. Die Nebenschulen



Die Ereignisse der Reformation, die Glaubenskämpfe, die gegenseitigem Unduldsamkeiten und Gehässigkeiten zwischen Katholiken und Protestanten haben hier im Osnabrücker Nordland einen ganz neuen Schultyp hervorgebracht.2



Man nannte diese Schulen je nach dem Grund des Entstehens oder ihren Besonderheiten Winkel- oder Nebenschulen, Klipp-, Hecken- oder Schneeschulen.



Weil weder die katholischen noch die evangelischen Eltern bereit waren, ihre Kinder von glaubensfremden Lehrern unterrichten zu lassen und sie dabei von den Pfarrern Unterstützung erhielten, schossen diese Winkelschulen zum Ärger der Lehrer in den Kirchspielschulen förmlich aus dem Boden.



Hinzu kam, daß der lästige Weg zur Hauptschule auf oft ungangbaren und gefährlichen Wegen für jüngere Schüler kaum möglich gewesen war, und selbst die älteren Kinder im Winter bei Schnee und Schlamm oder Überschwemmungen die Schule nicht erreichen konnten und im Sommer ohnehin aus anderen Gründen nicht kamen.



Diese praktischen Erwägungen waren es wohl im Wesentlichen und weniger die religiösen Gründe, die nach und nach zu der Gründung von 6 Nebenschulen im Kirchspiel Badbergen führten.



III. Die Nebenschule in Grönloh
1. Die Anfänge


"Von allen Bauernschaftsschulen des hiesigen Kirchspiels ist die Schule zu Grönloh die älteste," schreibt der Grönloher Lehrer und Heimatforscher Dühne im Jahre 18704. Und weiter: "Wegen der weiten Entfernung von Badbergen, der früheren schlechten Wege und der häufigen Überschwemmungen der Hase war hier eine Schule für die kleinen Kinder dringendes Bedürfniß." Leider bleibt Dühne Beweis und Jahreszahlen schuldig; da Grönloh jedoch verkehrstechnisch wirklich am ungünstigsten zu Badbergen lag, ist die Annahme von Dühne sicher nicht falsch. Genaueres erfährt man dann bei Hoffmeyer6, der für sein Buch 1925 Zugang zu wichtigen Schulakten verschiedener Archive erhielt. Er schreibt, unter Berufung auf den damaligen Badberger Pastor Hickmann, daß schon um 1650, evtl. sogar schon früher, ein gewisser Hermann Borgstedt in Grönloh Schule hielt und sein Nachfolger Georg Lyra wurde. Beide sollen gleichzeitig in Wehdet unterrichtet haben, was später zum Streit zwischen den beiden Nachbargemeinden führte, wer von ihnen zuerst eine Schule gehabt habe. Denn zwischenzeitlich war die Schule zu Grönloh, wie andere Schulen in damaliger Zeit auch einmal, ohne Lehrer. Die Gemeinden mußten dann oft jahrelang erneut um ihre Schule kämpfen! (Vergl. Übersicht: Lehrer in Grönloh)



Vielleicht fand sich damals auch nicht so schnell ein geeigneter Nachfolger, aber später berichtet dann der bereits erwähnte Pastor Hickmann, daß Gerd Brunnert Nebenschullehrer in Grönloh gewesen sei. Er muß allein für diese Bauernschaft zuständig gewesen sein, denn in Wehdel wird inzwischen eine eigene Schule erwähnt, die von dem Sohn Lyras übernommen wurde.



Wer in Grönloh Nachfolger von Brunnert wurde, scheint nicht ganz klar zu sein. Dühne nennt Gerhard Meßmann als einen der ersten Lehrer Grönlohs, leider wieder ohne Zeitangaben. Dobelmann2 erwähnt einen Heuerling um 1725 und vermutet um 1750 einen Lehrer Gerhard Meßmann3. Hoffmeyer beruft sich wieder auf Pastor Hickmann, der als neuen Lehrer in Grönloh den Strohdecker und Heuermann Sparßmann empfiehlt, der dann auch bestätigt worden sein soll. Dieser Lehrer Sparßmann soll sehr geschickt gewesen sein und starb 1762. Leider erfährt man nicht den Vornamen dieses Lehrers, und mehr an Wissenswertem ist nicht überliefert. Haben vielleicht beide nacheinander gewirkt? Schließlich handelt es sich um einen Zeitraum von 43 Jahren! Oder handelt es sich schlicht um eine Namensverwechslung? Oder um einen Abschreibfehler? Das letztere erscheint wahrscheinlich, denn der Name Sparßmann ist im Badberger Raum völlig unbekannt, während der Name Meßmann durchaus geläufig ist und damit als der wahrscheinlichere gilt. Da er von Dühne ausdrücklich erwähnt wird, scheint Meßmann auch längere Zeit Lehrer in Grönloh gewesen zu sein.



Jedenfalls folgten mit Wilhelm Greve6, Joh. Heinrich Theile3/6 und Joh. Gerhard Meßmann3/6 drei Lehrer, deren Namen geradezu typisch für Grönloh bzw. den Badberger Raum sind. Das ist auch absolut logisch, denn die damaligen Lehrer kamen aus der eigenen Gemeinde, mindestens aber aus einer der Nachbargemeinden. (Vergl. III b)



Rhotert9 schreibt dazu, daß die Nebenschullehrer immer aus der Mitte der Eingesessenen gewählt wurden.



Während die Kirchspiellehrer wenigstens vom Pastor oder vom Vorgänger angelernt wurden und bei ihrer Anstellung examiniert, also geprüft wurden, unterblieb das meistens bei den Nebenschullehrern. Diese zunächst auf eigene Faust unterrichtenden Schulmeister besaßen im allgemeinen keinerlei Vorbildung, entstammten den untersten Ständen (Handwerker, Heuerleute, Soldaten, Knechte) und konnten meistens selbst gerade lesen und schreiben, selten aber rechnen! Die Kirchspiellehrer klagten: "Müßiggänger und Faulenzer suchen als Nebenschullehrer ein bequemes Brot," und "Bettler, Weiber, Handwerker, auch größere Knaben beim Spinnrocken, täglich ein Stück Garns, haben die kleinen von 5-8 Jahren unterwiesen.“ 2 und 6



Diese Äußerungen geschahen sicherlich im Zorn wegen der entgangenen Einnahmen aus dem zu zahlenden Schulgeld, aber ganz falsch wird dieses Urteil auch nicht gewesen sein. Denn angestellt und evtl. auch wieder entlassen wurden die Nebenschullehrer von den Bauern, die natürlich jemand suchten, der bereit war, für wenig Geld zu unterrichten, und auf den man einen nicht geringen Einfluß hatte."Es unterrichtet gegen geringen Lohn ein von den Bauern gedungener Heuermann“ 2 heißt es aus einer Bauernschaft. Und so war es auch zuerst in Grönloh!



Wichtig war für die Eltern, daß der Schulweg kürzer wurde und die Klassen zunächst kleiner waren. Sehr wichtig war natürlich das richtige Bekenntnis des Lehrers, der die Kinder davor bewahren sollte, zum "falschen" Glauben überzulaufen! Das erschien im 17. Jahrhundert und auch noch später sehr dringlich, da in Badbergen sich die Katholiken breit gemacht hatten, sogar das Schulgebäude erhielten, so daß die Protestanten neu bauen mußten. Außerdem liegt Grönloh direkt an der Grenze zum "feindlichen" katholischen Süd-Oldenburg! Zum Glück für Grönloh wurde die illegal eingerichtete Schule von der Kirche heimlich geduldet, z.T. wegen der oben genannten religiösen Gefährdungen. Die Pastoren duldeten sogar Privatlehrer, die nach getaner Arbeit ihre Kinder in Lesen und Beten anleiteten. Das galt für beide Konfessionen, die um jede Seele und damit im Grunde auch um jede Schule kämpften! So warnten Pfarrer die Eltern bei fehlender Erziehung zum Christentum vor der Gefahr "des zeitlichen und ewigen Verderbens“ und vor "vernachlässigter Kinderzucht", mahnten schließlich die "Verantwortung vor dem Gericht Gottes“ an.9



Pastor Hickmann ging in Badbergen sogar so weit, 1682 vor versammelter Gemeinde öffentlich dazu aufzufordern, in den Bauernschaften Lehrer anzustellen!6



Die oberen Behörden dachten allerdings ganz anders über die Einrichtung von Nebenschulen. Wegen der dauernden massiven Beschwerden der Kirchspielschulen, der Küster und der Kantoren, erließ Bischof Franz-Wilhelm bereits im Jahre 1653 ein strenges Verbot, weil solche Schulen ihm zuwider seien:



"Alß ist hiermit Ihrer Hochfürstlichen Gnaden gnädiger Befehl, daß in deroselben obbesagtem Kichspiel zu Badbergen sowohl eine catholische als uncatholische Schule gehalten wird, hingegen aber alle Privadt- und Winkelschulen auf den Bauerschaften hin und wieder ernstlich verboten und aufgehoben sein sollen, es sey denn, daß einer oder anderer einen privat- Praeceptorem für seine eigenen Kinder allein, ohne Zusammenkunft anderer, ansetzen würde."6



Damit müssen ausdrücklich die Schulen in Grönloh und Wehdel gemeint sein! Dieses Verbot wurde in den Jahren 1669, 1693 und 1709 erneuert und es wurden Geldstrafen und sogar Haft angedroht! Tatsächlich sollen dann auch Eltern bestraft worden sein.6 Die Kantoren und Küster sorgten dafür, daß dieses Verbot den Gläubigen in der Kirche immer wieder vorgehalten wurde, denn schließlich waren diese Schulen ohne jede gesetzliche Grundlage!



Und besonders ärgerlich war für die Kirchspiellehrer, daß der allgemeinen Schulpflicht, die im Jahre 1693 von Osnabrück aus praktisch eingeführt wurde, nur wenig Folge geleistet wurde und jetzt auch noch das Schulgeld aus den Bauernschaften ausfiel. Um darzustellen, was das bedeutete, sollen einmal Zahlen aus einem späteren Jahrhundert herangezogen werden: 1840 gingen laut Schulstatistik 401 Kinder nach Badbergen zur Küster- oder Kantorschule, aber insgesamt 452 Kinder in die Nebenschulen von Grönloh, Wehdel, Mimmelage, Vehs und Talge. Die Langener Schüler besuchten damals noch je nach Länge des Schulwegs die Badberger oder die Talger Schule. Im Jahre 1818 waren die Zahlen ähnlich: nach Badbergen gehörten einschließlich Talge und Langen 356 Kinder, in die 4 bestehenden Nebenschulen gingen aber 370 Schüler!6 Es ging also um das zu zahlende Schulgeld von über der Hälfte der Schulkinder. Der Kampf ging weiter!



Obwohl die unteren Behörden, z. B. die Vögte, nicht gegen die rebellischen Eltern vorgingen, erreichten die Nebenschulgegner im Jahre 1723 eine Verfügung von Osnabrück, daß die Schüler der Nebenschulen in den beiden letzten Schuljahren vor der Konfirmation die Kantorschule in Badbergen besuchen mußten, zumindestens aber das Schulgeld dem Kantor zu zahlen hätten.6 Die Eltern in Grönloh und Wehdel gaben aber nicht nach und erklärten: "Sollten wir gezwungen werden, unsere älteren Kinder nach Badbergen zu schicken, so würden sie nichts mehr lernen. Denn wir könnten sie nur im Winter entbehren; dann sind aber die Wege oft ungangbar. Manchen Kindern fehlt es an warmen Kleidern.“6 Diese Argumentation war natürlich zweischneidig: Wir können unsere Kinder nicht zur Schule nach Badbergen schicken, weil wir sie sowieso selten zur Schule schicken wollen! Aber das Argument zog offensichtlich, denn die Grönloher setzten sich schließlich durch. Die Bestimmung von 1723 blieb zwar bestehen, aber die Diskussion um die Nebenschulen geriet allmählich in den Hintergrund. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts wurde man in Osnabrück und Badbergen toleranter und duldete stillschweigend die ungeliebten Nebenschulen. Und ob der Kantor in Badbergen jemals viele Grönloher Kinder gesehen hat und ob er jemals das ihm zustehende Schulgeld aus Grönloh bekam, mag sehr bezweifelt werden!



2. Die Lehrer, die Schüler und der Unterricht



Die ersten Schulmeister waren, wie bereits erwähnt, ohne jede pädagogische Ausbildung. Im Gegenteil, manchmal waren es Kriegsversehrte, Arbeitsunfähige oder völlig Mittellose, die irgendwie unterstützt werden mußten. So erscheint es auch als logisch, daß diese ersten Lehrer kein festes Gehalt bekamen, sondern auf verschiedene Art von den Gemeindemitgliedern unterstützt wurden. Sie wurden z.B. mit Naturalien bezahlt, mit Getreide, Butter, Eiern oder Brenntorf; zur Bewirtschaftung erhielten sie ein kleines Stück Land mit häufig armseliger Bodenqualität und es wurde für sie gesammelt.2



Im Badberger Raum geschah es auch nicht selten, daß einer der reichen "hohen Herren" für die notleidenden Schulmeister etwas spendete. Die meisten Lehrer erhielten den sogenannten Reihetisch, d.h. der Lehrer ging zum Essen zu den Bauern; das wechselte täglich oder wöchentlich. Falls das so war, wurde aber das Schulgeld drastisch gekürzt, z.B. von 90 auf 40 Taler pro Jahr. Oft verdienten die Lehrer aber noch viel weniger, denn die Schulgeldregelung war ein Dauerproblem.



Wieviel die Lehrer damals bekamen, ist heute nicht mehr schlüssig nachzuweisen und was das an Kaufkraft bedeutete, ist nicht oder nur schwer abzuschätzen. Hoffmeyer6 berichtet von wöchentlich 5-8 Pfennig pro Kind; das wäre, da die Schule zuerst nur im Winter stattfand und die Schüler auch sonst unregelmäßig kamen, eine Einnahme von ca. 10-15 Talern im Jahr. Das deckt sich in etwa mit Berichten aus anderen Winkel- oder Nebenschulen. Danach sollen viele Lehrer deutlich unter 10 Talern verdient haben, ein wahrer Hungerlohn! Der Lehrer in Mimmelage legte daraufhin 1707 sein Amt nieder und der Lehrer in Wehdel klagte 1727 über so wenig Lohn, "sodaß ich kaum das liebe Brod beschaffen kann.“2





Die Lehrer in Grönloh


Name

Zeit

Bemerkung

Gerhard Borgstedt

1650 - 1681


Georg Lyra

1682 - 1710

beide auch



in Wehdel

Gerard Brunnert

1713 - 1719


Gerhard Meßmann

1719 - 1762

hier herrscht

(Sparßmann)

[1750 - 1762]

Unklarheit

Wilhelm Greve

1762 - 1790


Joh. Heinr. Theile

1790 - 1809


Joh. Gerh. Meßmann

1809 - 1838


(Meesmann)



Friedr. Wilh. Baum

1838 - 18501)


Herm. Heinr. Dühne

1850 - 1883


Eduard Walsemann

1883 - 1900


Detering

1900 - 1901


Hayo Frerichs

1901 - 1912


Friedrich Frasch

1912 - 1937

Vertreter im Krieg:



Altemüller (Wehdel)



v. d. Berge (Gehrde)



Meyer z. H. (Badberg.)

AdolfLock

1937-1954

Vertreter nach dem

2. Lehrer


2. Weltkrieg:

Hedwig Kunze

1947-1954

H. Lüdeling 1945

Eveline Pötter

1954 - 1955

I. Lock 1945 - 46



M. Woska 1949 - 50



F. Waltis 1953 - 54

Max Ellrich

1954 - 1967


H. W. Indlekofer

1967 - 1975






1) Die Jahreszahlen bis 1850 sind nicht bestätigt. Sie stammen von Dobelmann3, meistens aber von Hoffmeyer6. Die Namen stehen bei Dühne4 oder Hoffmeyer6.



Damit die Lehrer nicht schlechtweg verhungerten, durften sie sich sogar für nicht zahlende Eltern Geld aus der Armenkasse entnehmen oder wurden aus einem extra eingerichteten Regierungsfond unterstützt.



Viele Heuerleute sahen sich damals nämlich tatsächlich nicht in der Lage, das geforderte Schulgeld zu bezahlen; die Armut dieser Menschen muß sehr groß gewesen sein. Zahlreiche Eltern konnten es sich nur erlauben, abwechselnd eins ihrer Kinder zur Schule schicken. Die älteren kamen wohl selten oder nie. Pastor Hickmann in Badbergen forderte deshalb, daß nur Kinder bis zu zehn Jahren Schulgeld bezahlen sollten, damit auch mal ein älteres Kind kam. Zwar bestand die Verordnung von 1670, daß auch fehlende Kinder Schulgeld zu zahlen hätten, aber das ließ sich auf dem Land nie durchsetzen! Entweder reagierte der Vogt nicht oder dem Schulmeister wurde schon vorher handfest erklärt, was man von einer Meldung an die Behörden hielt.2



So gingen nur wenige Kinder ganz regelmäßig zur Schule. Sie sollten eigentlich halbtägig, später sogar ganztägig komrnen: "Des Winters von 8-12 Uhr des Morgens und von 1-3 Uhr des Nachmittags, zur Sommerzeit aber des Morgens von 8-12 Uhr und des Nachmittags von 1-4 Uhr“2. Oft kamen aber die Schüler getrennt zum Unterricht: morgens fand die "Grote Schaule" und nachmittags die "Lütke Schaule“ statt oder umgekehrt. In den Sommermonaten wurde in der Tat nur nachmittags unterrichtet, weil die Kinder morgens Kühe hüten mußten. Meistens wurde in Grönloh wohl im Sommer gar nicht unterrichtet.



In den Nebenschulen war der Besuch überhaupt sehr schwach. Dazu Zitate: "Manche besuchen die Schule überhaupt nicht, andere fehlen oft und lange," "alle Kinder fehlen oft“, sie kommen "während des ganzen Jahres nur 3-6 Wochen zur Schule", "am 26., 28. und 31. März war kein Kind in der Schule“ und sogar "die Schule ist leer!" Aus Wehdel hört man: " Hütekinder sollten wenigstens einen Tag in der Woche erscheinen, doch sehen sie den ganzen Sommer die Schule nur von außen!“2 Ähnlich wird es in Grönloh gewesen sein. Die Schule wird nicht nur im Sommer, sondern auch zu anderen Zeiten ganz oder teilweise leergestanden haben! Die Lehrer waren gezwungen, durch irgendwelche Nebentätigkeiten, zu denen sie ja auch Zeit hatten, ihren Verdienst zu sichern. Sie arbeiteten als Schreiber oder Notare, als Handwerker oder Kleinhändler, als Musiker oder Gastwirte, als Landarbeiter oder Torfstecher, ja sogar als Wanderarbeiter in Holland! Auch während des Unterrichts wurde gestrickt oder wurden Körbe geflochten.2 Kein Wunder, daß zahlreiche Lehrer irgendwann aufgaben und sich einen anderen Job suchten! Immerhin erkämpften sich die Schulmeister ein paar lebensnotwendige Vergünstigungen. So mußten sie sich anfangs auf "eigene Kosten einheuern“6 also eine Wohnung in einem Heuerhaus suchen, später gewährten ihnen aber die Bauern meistens eine mietfreie Wohnung in einer nahe gelegenen Hütte. Auch von den üblichen Abgaben, dem Monats- und Rauchschatz, wollte man sich möglichst befreien. Ursprünglich gelang das nur, wenn die Schule anerkannt wurde, aber nachdem man sich mit den Nebenschulen quasi abgefunden hatte, war man auch in dieser Beziehung zunehmend großzügig. Ein Problem blieb allerdings die soziale Absicherung bei Krankheit, Alter oder Dienstunfähigkeit. Die Lehrer mußten deshalb bis zum letzten Atemzug unterrichten; das blieb auch noch so für lange, lange Jahre. Und beim Tod eines Schulmeisters mußten die Hinterbliebenen sehen, wie sie zurecht kamen. Bei den geschilderten Umständen konnte man natürlich keinen "guten" Unterricht bei "guten" Lehrern erwarten! Gefordert war nach der Schulordnung von 1670 "nebst lesen, beten, schreiben und rechnen die fünf Hauptstücke des Catechismi“ zu lehren und ab 1693 sollten die Lehrer "in dem Catechismo, Lesen, Schreiben, Rechnen und in anderen Wissenschaften unterrichten“.6



Aber wurde selbst an Kirchspielschulen selten Rechnen und häufig auch nicht Schreiben gelehrt - beides mußte extra bezahlt werden -, so war der Unterricht an den Nebenschulen besonders eintönig. Die Schüler mußten im Wesentlichen stillsitzen und lernten recht wenig:



"Des Morgens Bäthet der Lehrer zuerst, darnach alle Kinder, hier auf wird daß Tägliche Morgen gebäth, aus dem gesang Buche gelesen, nach hero gebuchstabiert.... nach dem lesen Sie in der Bibel, nach dem im Neuen Testament..., nach dem gebuchstabiert.... wenn dieses noch ein mahl wiederholt ist, so wird noch ein mahl im gesang Buche.. noch etliche Gesänge gelesen, als dan diejenigen welche nicht lesen können, verhöret, hierauf zuweilen gesungen und gebäthet ..", berichtet ein Lehrer6. Der Unterricht bestand also aus Beten, Lesen, Buchstabieren und Singen von Kirchenliedern. Wie langweilig!



Kein Wunder, daß es schon bald unumgänglich erschien, mit Stock und Rute die Disziplin aufrecht zu erhalten. Das war damals aber "normal", denn das Prügeln war schon für die Eltern seit dem Mittelalter zum Gewohnheitsrecht geworden und so wurde es auch dem Lehrer als Recht zugebilligt. Die Rute wurde förmlich zum Symbol für den neu entstehenden Lehrerstand.



Über die Schüler der damaligen Zeit ist wenig bekannt, Sie waren die Objekte von Behörden, Eltern und Lehrern. Man kann nur ahnen, wie lustlos sie waren, wie wenig sie die "Quälerei" einsahen.



Ihr Fehlen im Sommer wurde einkalkuliert, und Fächer, die extra bezahlt werden mußten, durften sie nicht lernen. Bildungsbewußt konnten und wollten die Menschen damals in ihrer bescheidenen Armut auch nicht sein, und zu viel sollten die Kinder auf dem Lande auch nicht "in Sprachen und solchen Sachen, die zum Studieren Anlaß geben", lernen, aus Angst vor "halbgelehrten Müßiggängern". Und schließ1ich sei der Unterricht in Religionssachen ein Hauptzweck, weil "ohne Religion keiner so wenig ein guter Christ ist, als ein guter Bürger im Staate werden kann "9



3. Die Schulgebäude



Das traurige Bild, das man sich von dem damaligen Schulbetrieb machen muß, wird erst komplett, wenn man die Räumlichkeiten betrachtet! Dühne schreibt über Grönloh:



"Anfänglich wurde nur zur Winterzeit in irgend einer Stube Unterricht ertheilt. 1727 wurde eine eigene Schulstube auf Markengrund, in der Nähe von dem Beckermannschen Hofe gebaut (heute Enders). Der Lehrer wohnte in einem Beckermannschen Heuerhause zur Miethe. Dieses Heuerhaus führt jetzt noch den Namen "Schulhaus“.4 Dieses Heuerhaus steht nicht mehr und die erste Schule Grönlohs kann nicht gerade komfortabel gewesen sein, denn der Badberger Pastor Block bezeichnet sie noch 80 Jahre später als armselige Hütte.6 In Wehdel sah es nicht besser aus; die Gemeinde hatte weder Schulzimmer noch Lehrerwohnung. Der Unterricht wurde in "Meyers Scheune" abgehalten und der Lehrer mag vielleicht "zur Reihe" gewohnt haben, d.h. abwechselnd bei verschiedenen Bauern.



Andere Nebenschulen mußten sich mit Heuerhäusern, Backhäusern, Speichern oder Ställen begnügen, sogar mit einem Müllerhaus oder einem ehemaligen Schafstall.2



Nicht verwunderlich, denn die Gemeinden mußten lange Zeit alle Schulhäuser auf eigene Kosten errichten und unterhalten. Außerdem mußten die Bauernschaften auch noch für die Unterhaltung der Kirchspielschule in Badbergen zahlen! Für alle Bauten mußten Hand- und Spanndienste geleistet werden. Wenn Wohnraum gebraucht wurde, konnten Schulstuben auch leicht zweckentfremdet werden, so daß der Lehrer mit seinen Schülern in eine Kneipe oder in einen Stall ausweichen mußte.



Über den Zustand dieser Schulstuben wurde viel geklagt: Es war zu wenig Raum, zu wenig Licht und zu wenig Luft in den Räumen, Toilettenanlagen fehlten ganz oder waren zu unhygienisch. Im Sommer war es zu heiß, im Winter zu kalt in den Schulen. " Der zeitige Bauerrichter brachte alle Jahre ein Fuder Holz zur Feuerung nach der Schule,“ heißt es zwar über Grönloh bei Dühne, aber ob das lange reichte? Immerhin mußten auch die Schüler eine bestimmte Menge an Brennmaterial mitbringen, Holz oder Torf.



Die Reinigung der Schulen oblag den Lehrern, diese Aufgabe wurde aber meistens den älteren Schülern übertragen. "Die Schulen wurden zweimal wöchentlich gefegt und zweimal im Jahr wurden die Fenster gewaschen.“2 .Die Schulen werden also reichlich schmutzig gewesen sein!



Die Einrichtung der ersten Schulen war wahrhaft sparsam. Es gab das Pult für den Lehrer und Bänke. Tische fehlten oft. Außerdem stand ein großer Ofen im Raum. An Lehrmitteln waren nur die Bibel und das Gesangbuch im Gebrauch. Es wurde eng, wenn einmal viele Schüler kamen, die Luft war dann "dumpfig" Dazu ein anschaulicher Bericht:



"Die Schule wird in einer Art Spelunke gehalten. An Bänken fehlt es, oder sie sind in einem Zustande der äußersten Armseligkeit. Die Schüler nehmen Platz wo und wie sie können; neue Zuzügler müssen sehen wo sie bleiben. -- Die schmalen, bestaubten Scheiben lassen das Licht nicht durch - man kann kaum im Buche sehen. -- Sie nehmen ihre Schreibkästen auf die Knie. -- Der Regen schlägt ein und dringt durch das Dach. -- Da bricht ein Kind ohnmächtig zusammen...“9



Ähnliche Zustände müssen in allen Bauernschaftsschulen, ja sogar in Kirchspielschulen und Stadtschulen geherrscht haben.9 Die Raumfrage blieb ein Problem für lange Zeit, z.T. bis in unser Jahrhundert hinein.



IV. Die Nebenschule in Grönloh wird anerkannt - die Zeit von 1816 - 1872

a) Schulneubauten



Anfang des 19. Jahrhunderts begann für die Schule in Grönloh eine neue Zeit. Mehrere Ereignisse traten innerhalb kurzer Zeit ins Licht der Geschichte.



Nach etwa 170 Jahren Illegalität und Auseinandersetzungen der Grönloher mit Behörden wurde die "Privatschule" 1816 endlich als Nebenschule anerkannt!2 Die Gemeinde mußte sich allerdings verpflichten, der Schule Ländereien von rund 2,15 ha (= 18 Scheffelsaat) zur Verfügung zu stellen.2/6 Das könnte nach einer der Markenteilungen Anfang des 19. Jahrhunderts möglich geworden sein. Bei diesem Land handelte es sich wahrscheinlich um die Grundstücke, die bis zum Schluß ganz oder teilweise zur Schule gehörten.



Und "1817 baueten die Grönloher Markgenossen eine neue Schule nebst Lehrerwohnung. Dieses neue und geräumige Gebäude kostete 1200 Thaler," schreibt Dühne.4 Wie diese Schule aussah und ob sie an der Stelle stand, wo später Schulgebäude mit Lehrerwohnung ihren Platz hatten, ist nicht überliefert. Gegenüber der bisherigen Schule muß dieses Gebäude ein Fortschritt gewesen sein, aber so ganz stabil hatte man das Haus wohl nicht errichtet. Denn bald liest man bei Dühne erstaunt: "Am 29. November 1836 wehete dasselbe um. Es wurde nun das ganze Gebäude mit Ausschluß der Tische und Bänke für 175 Thaler verkauft.“4 Wie konnte so etwas passieren? War es kein Fachwerkbau gewesen, den man errichtet hatte? Oder stand die Schule an einer ungeeigneten Stelle? Jedenfalls war das eine Katastrophe, finanziell und auch rechtlich gesehen. Denn die gerade beendeten Diskussionen flammten wieder auf. Sollte man nicht mit Wehdel gemeinsam auf der Grenze eine neue große Schule bauen? War der gerade erst erkämpfte Bestand der Schule weiter gesichert? Und die Streitigkeiten mit Badbergen nahmen kein Ende! Denn 1822 hatten die Grönloher einen weiteren Sieg errungen. Sie mußten ihre älteren Schüler nicht mehr zur Kirchspielschule schicken.



Dazu Dühne: "Bis zum 12. Januar 1822 mußten sämmtliche Schüler die beiden letzten Jahre vor der Confirmatiom die Cantorschule besuchen, d.h. sie mußten während dieser Zeit in Badbergen das Schulgeld bezahlen. Auf Antrag der Bauerrichter der Bauerschaften Grönloh, Mimmelage, Vehs und Wehdel ist an genanntem Tage vom Consistorio denselben eröffnet, daß sie ihre Kinder bis zur Confirmation in den Bauerschaftsschulen unterrichten lassen könnten.“4



Der Streit ging trotzdem weiter! Denn Badbergen verlangte, daß die Bauernschaften nach wie vor die Kirchspielschule mittrugen, also mitfinanzierten. Dagegen wendeten sich die Gemeinden mit bestehenden Nebenschulen entschieden.



Ab 1824 schwelte ein Rechtsstreit, der schließlich erst im Jahre 1853 entschieden wurde: die Nebenschulen brauchten zwar ihre älteren Schüler nicht mehr abgeben und die Gemeinden Grönloh, Mimmelage und Vehs mußten sich nicht mehr an den Kosten für die Kirchspielschule beteiligen, sie sollten aber die Wohnungen für den Küster und den Kantor mitfinanzieren. Gegen die letztgenannte Bedingung protestierten die Vorsteher der drei kleinen Gemeinden energisch, aber erfolglos.6 Trotzdem muß man die fast völlige Ablösung von Badbergen als Erfolg bewerten. Die Gemeinde Grönloh hatte aber vorher noch ein großes Problem zu lösen gehabt. Die Schule war vom Sturm zertrümmert worden, nur die Einrichtung blieb erhalten. Die Lehrer Joh. Gerhard Meesmann und Friedr. Wilh. Baum mußten mehrere Jahre lang in einem Holzstall Schule halten, "einem niedrigen, dunklen, feuchten, höchst ungesunden und zum Unterricht in jeder Hinsicht höchst unpassenden Raum", wie man in der Badberger Kirchengemeinde befand.6 Wo das gewesen ist, ist nicht bekannt. Im Jahre 1841 machte dann das Konsistorium als Aufsichtsbehörde Druck: Wenn die Grönloher ihre Schule behalten wollen und alle in den letzten Jahrzehnten erkämpften Rechte, dann müssen sie baldigst eine neue Schule und eine Lehrerwohnung bauen. Die Gemeinde war auch dazu bereit, versuchte aber in dem geschilderten Rechtsstreit Vorteile herauszuschlagen und erhoffte auch einen Zuschuß. Beides gelang, wenn auch nicht zur vollen Zufriedenheit. Der Zuschuß von 100 Talern war natürlich nur ein Trostpflaster. Über den zwei Jahre später durchgeführten Schulneubau schreibt Dühne: "Das jetzige Schulgebäude ist 1843 neu gebauet und kostete damals 1335 Thaler. .. Die 1843 erbaute Lehrerwohnung war in jeglicher Hinsicht so beschränkt und unzweckmäßig eingerichtet, daß 1866 ein theilweiser Umbau und ein 22 Fuß langer Anbau nothwendig war. Die hierdurch veranlaßten Kosten betrugen 520 Thaler.“4 Dühne schreibt weiter: "1843/44 entspann sich unter den Mitgliedern der Schulgemeinde ein Streit über die Vertheilung der Bau- und Unterhaltungskosten der Schule. Am 9. Febr. 1844 wurde von der Landdrostei zu Osnabrück entschieden: "daß für die Vertheilung der Bau- und Unterhaltungskosten der Schule zu Grönloh unter den Mitgliedern der Schulgemeinde ... der volle Beitrag der Grundsteuer und daneben die Hälfte der Personen- und die Hälfte der Gewerbesteuer als Maßstab angenommen werden." Dühne fügte noch hinzu, daß ab 1848 alle Schullasten nach den "sämmtlichen directen Steuern“ verteilt wurden.4



Im Hausbuch der Grönloher Familie Netheler wird der Schulbau beschrieben und dort werden auch die Beiträge aufgeführt, die jeder Landbesitzer zu zahlen hatte. Dort heißt es (Beistriche wurden wegen der Lesbarkeit nachträglich eingefügt): "Im Jahre 1843 ist die Schule und Lehrerwohnung zu Grönloh neu gebaut durch den Zimmermeister Trimpen aus Talge vor die Summe von 1335 Th/bey freie Hand- und Spanndienste/mit allen Unkosten die noch dazu beigekommen waren kostet der neubau der Schule an baren Gelde 1889 Th 22 ggr 6 Pf/dazu hat die Bauerschaft noch geleistet 260 Spanndienste mit 2 Pferde und ebensoviel Handdienste/42 Fuder Bruch Steine von Ueffeln 10550 Stück Backsteine 3179 Stück Pfannen/vom Königlichen Ministerium haben wir die bewilligte beihilfe von 100 Th erhalten/und im ganzen hat er vereinnahmet den Vogt Weber als Rechnungsführer darüber 2164 Th 19 ggr 6 Pf/mithin bleibt ein Überschuß von 274 Th 21 ggr/zur Aufbringung der Kosten ist am 9. Februar 1844 vom Königlichen Hannoversche Landdrostei bestätigt/und zwar nach dem vollen betrag der Grundsteuer und daneben die Hälfte der Personen und die Hälfte der Gewerbesteuer und daneben die Hälfte der Personen und die Hälfte der Gewerbesteuer als Maßstab angenommen wurden/dazu hat einen gewöhnlichen Heuer Mann bezahlt 1 Th 11 ggr die Gewerbetreibenden aber mehr die Col(onen) wie folgt: (Th = Taler, ggr = Gute Groschen) Beckermann (heute Enders) 104 Th 16 ggr 6 Pf, Bracke(Marbold, R) 96/6/-, Wollermann(Rethorst) 90/22/6, Greve(Böckmann) 84/14/-, Wulfert(Sickmann) 146/3/6, Grönloh(zur Horst) 106/15/6, Goshman(Middendorf) 74/9/-, Middelkampf 86/18/6, Quekemeyer(Budke) 28/18/-, kleine Wollermann(Budke) 28/18/-, kleine Rethorst(Linkugel) 23/13/-, Witrock(Söhnel) 35/17/6, kl. Ranze 24/1/16, Gräper 26/16/-, kl. Göhlinghorst 28/10/6, Theilner(Sähnke) 29/14/-, kl. Kahmann 33/15/6, Hühsmann(abgerissen) 23/23/-, Gerd zu Braken(abger.) 5/10/-, Stiener(zu Hamke) 14/9/-, Eilers(Steinemann) 18/15/6, Hamke(Tydika) 21/19/6, Schüttemeyer(zu Gohsmann) 11/3/6, Netheler 35/5/-, kl. Greve(Saintamon) 24/14/-, Busch(Flüßmeier) 16/21/-, Chure (Marbold, D) 25/12/6, Meese(bei Dettmer) 12/9/6, Gerd Kahmann(Rahrt) 17/14/6, Dettmer(Aumann) 38/8/-, Nb Strodtmann(Renzenbrink) 6/23/6, Frehe witwe -/15/-, Schulte(Lippold) 14/4/-, Frehe 11/11/-, Pöning(war Schmied) 2/2/- Hilge 1/11/-



Weiter heißt es im Text:

"Der Zimmermeister Trimpe mußte die Schule und Lehrerwohnung so weit verfertigen das sie bewohnt die Kinder darin Unterrichtet/den Brunnen nämmlich alles war darin gehörte/mit einem Wort den Schlüssel in der Thür/alle Hand- und Spanndienste sind von zeitigen Vorsteher Netheler bestellt/die Handdienste sollten von den Heuerleuten beschaf(f)t werden/sie weigerten sich und so wurden Anfangs welche vor Geld verdungen/nachher von den Col(onen) aus der Runde/und als die Entscheidung davor erfolgte war der Bau vollendet/nun mußten sie auch noch dazu bezahlen/sie weigerten sich wi(e)der aber vergebens/ein jeder mußte seinen Theil dazu hergeben/die alte Schule wurde auch im Jahre 1838 vom Sturm umgerissen/der Vogt Weber hat als Rechnungsführer daran verdient 100 Th."



Die Schule wurde also alles in allem mit rund 1889 Talern doch recht teuer, dafür wurde sie schlüsselfertig abgenommen. Streit gab es mit den Heuerleuten, die aber schließlich wie genannt 1 Th 11 ggr zahlen mußten. Merkwürdig ist, daß im Text statt 1836 die Jahreszahl 1838 steht. Der Schreiber muß es doch gewußt haben, andererseits weiß Dühne über 30 Jahre später noch das genaue Datum. Liegt hier im Protokoll ein Schreibfehler vor? Wiederum ist es auch merkwürdig, daß man 7 Jahre bis zu einem Neubau wartete. Und das unter total unzumutbaren Lernbedingungen, wie berichtet wurde.



b) Schulbesuch



Erstaunlich, daß unter den widrigen Bedingungen ein Unterricht mit maximal 110 Kindern in einem Raum überhaupt möglich war. Denn so viele Schüler sind im ältesten erhalten gebliebenen Schülerverzeichnis von Grönloh aufgeführt. In dieser Liste erscheinen schon viele bekannte Namen von Grönloher Familien, u. a. Beckermann, Witrock, Brickwede, Kahmann, Devermann, Eilert, Frehe, Weßling, Bockhorst, Osterloh, Schüttemeyer, Sähnke, Hülsmann, Strodtmann, Schone, Sannemann, Schlüter, Gräper, Göhlinghorst, von Dreele, Brand, Hamke, Haverkamp, Middelkampf, Brake, Goesmann, Wiegand, Hingstlage, Thumann, Trimpe, Busch, Bischof, Greve, Ranze, Schlüter oder Landwehr.



Die Vornamen der Kinder waren damals interessanterweise oft gleich: von den 49 Jungen hießen 20 Hermann, 13 Gerhard und 9 Heinrich, und von den 61 Mädchen lautete der Vorname 18mal Maria, 17mal Catharina, 10mal Margarete und 6mal Adelheid. 9 der 110 Kinder trugen "ungewöhnliche" Namen. Die Lehrer konnten selbstverständlich nur mit den Hausnamen aufrufen und bei Geschwistern mit dem Finger auf das gemeinte Kind deuten.



Auffällig ist es auch, daß in allen Grönloher Schülerverzeichnissen mehr Mädchen als Jungen eingetragen sind. Erst im 20. Jahrhundert ziehen die Jungen gleich. Als Erklärung kann es im Grunde nur die damalige hohe Säuglingssterblichkeit speziell bei Jungen geben.



Die Rechtschreibung der Namen wechselt häufig, ist uneinheitlich, z. B. Söhnke Sähnke, Trimpe - Trimpen.



Erfaßt wurden jedenfalls alle Schüler, auch die beurlaubten. Dazu war man durch das hannoversche Schulgesetz von 1818 verpflichtet. Dieses Gesetz schrieb jetzt den Schulbesuch von 6 bis 15 Jahren vor, nachdem gerade an evangelischen Schulen unterschiedliche Normen galten: von 7 bis 12 Jahren, von 6 bis 10 Jahren oder ganz lapidar ab 8 Jahren. Diese unklaren Bestimmungen werden bis dahin in Grönloh und in anderen Nebenschulen kräftig ausgenutzt worden sein. Das neue Gesetz schrieb ausdrücklich auch den Schulbesuch im Sommer vor! Außerdem wurde die Ferienzeit geregelt, die bisher von Schule zu Schule verschieden lag. Man erwartete als Unterrichtszeit im Sommer mindestens 3 Stunden und im Winter 6 Stunden, setzte Schulgeld und Feuerungsgeld fest, machte Schreib- und Rechenunterricht verbindlich, ohne Zusatzkosten, und man drohte mit Geld- oder Haftstrafen bei unentschuldigtem Fehlen der Kinder! Dafür mußten die Lehrer jetzt eine genaue Absentenliste führen. Eine solche ist von der Grönloher Schule aus dem Jahre 1858 erhalten geblieben! (siehe Abbildung)



Wer jetzt denkt, daß der Schulbesuch der Kinder schlagartig besser wurde, der irrt. Denn das Schulgesetz ließ (extra für die Landschulen) ein Hintertürchen offen! Der Pfarrer durfte bei "erheblichen Gründen" die Kinder bis zu sechs Monaten mehr oder minder beurlauben, mußte das allerdings weitermelden. Das war ein Freifahrschein für die Nebenschulen!



So attestiert das Schülerverzeichnis von 1838 zwar einen regelmäßigen oder teilweise regelmäßigen Schulbesuch bei den meisten Schülern, nur einigen wird unregelmäßiger Schulbesuch angekreidet. Aber was hieß "teilweise regelmäßig?" Aus dem Schülerverzeichnis von 1846 kann man ersehen, daß alle Schüler recht häufig fehlten, fast keiner weniger als 20 Tage, manche mehr als 70 Tage, im Durchschnitt etwa rund 30 Tage im Jahr! Und das fast 30 Jahre, nachdem das neue Schulgesetz einen regelmäßigen Schulbesuch vorschrieb! Aber dieses häufige Fehlen der Kinder ist ökonomisch zu erklären. Denn im Sommer und oft auch in den anderen Jahreszeiten konnten die Bauern, besonders aber die Heuerleute, ihre Kinder bei den Feld- oder Hütearbeiten kaum entbehren. Die bereits erwähnte Absentenliste von 1858/59 enthält dann auch - wiederum 20 Jahre später - viele Beurlaubungen, allerdings durchweg nur für ein paar Tage, das aber regelmäßig wiederkehrend.



So liest man als Vermerk 3 Tage oder 5 Tage(3 T/5 T), und als Grund h. A. oder h. Arb., was wohl "häusliche Arbeit" heißen soll; auch einfach "beurlaubt". Bei allen diesen Bemerkungen scheint es sich um pauschale Erlaubnisse zum Fehlen in der Schule zu handeln. Daneben wer Kühehütenden noch andere Entschuldigungsgründe genannt: "schlechte Wege", "schlechtes Wetter" "Schnee" "Wasserfl(ut)“ ""Viehhüten" Krankheiten im allgemeinen und im besonderen wie"Krätze" "Bluthusten" oder "schlechte Augen". Daß die Eltern ihre Kinder nicht aus Spaß zu Hause behielten, wird bei den auffallend häufigen Bemerkungen deutlich wie: "Krankheit der Mutter", „Krankheit des Vaters", "Krankheit des Bruders" oder gar "Tod des ... Vaters/Bruders“, "Tod der Mutter". Manchmal steht auch als Entschuldigung für ein Fehlen in der Schule schlicht "Armut".



Die absolut schlechte wirschaftliche Lage vieler Menschen und der entstehende soziale Druck werden deutlich, wenn man im Schülerverzeichnis liest, daß viele Jungen und Mädchen damals Dienste auf Höfen in der eigenen oder in anderen Bauernschaften leisten mußten. Die damit verbundenen Schulwechsel lassen sich noch nachlesen: " ... kommt aus Wehdel, aus Wulften, ... aus Grothe, ... aus Lechterke oder... aus Fladderlohausen", "dient bei Col. Block, ... bei Col. Brake, ... bei Göhlinghorst, ... bei Col. Beckermann, ... bei Col. Sähnke u. ä.



Ein Entlassungsschein für ein Mädchen (siehe Abbildung), das mit 10 Jahren als Dienstmädchen in Grönloh arbeiten soll. Dem Mädchen (Nachname wurde abgekürzt) wird Fleiß und gutes Betragen bescheinigt. Die wirtschaftlichen Bedingungen für die ärmere Landbevölkerung hatten sich anscheinend 1882 noch nicht sehr gebessert. Dazu paßt auch eine Beurlaubung, die noch 1886 vom Badberger Pastor von Steuber für einen Schüler sehr pauschal ausgestellt wurde:



"Dem Schüler Hermann Heinrich Wilhelm Schlottmann zu Grönloh wird hierdurch gestattet, so häufig die Schule zu versäumen, wie es die Sommerarbeiten notwendig machen werden. Diese Erlaubnis reicht bis zum 1. October dieses Jahres."

Badbergen, den 24. Juni 1886, v. Steuber, pastor, Localschulinspector



Also über ein Vierteljahr, einschließlich der Sommerferien, wurde der Schüler freigestellt. Gefehlt hat er dann aber "nur" 27 Tage im Juni, Juli und September. Das war allerdings in einer Zeit, als schon preußische Zustände in den Schulen herrschten (Vergl. Kap. V.)



Anfang bis Mitte des 19. Jahrhunderts sind pauschale Beurlaubungen anscheinend sehr häufig ausgestellt worden.



Zurück in diese Zeit: Das Schulgeld war 1818 mit dem neuen Schulgesetz offiziell festgelegt worden: 1 Reichsthaler und 8 Gutegroschen für das 1. und 2. Kind einer Familie, für jedes weitere Kind 16 Gutegroschen(1 Th = 24 ggr), d.h. ab dem 3. Kind kostete die Schule nur noch die Hälfte.



Für Arme sollte das Schulgeld aus der Armenkasse genommen werden. Die wirtschaftliche Not in den 30er und 40er Jahren des 19. Jahrhunderts führte dann dazu, daß eine Herabsetzung des Schulgeldes gefordert wurde, was auch erfolgte. Für jedes Kind mußte nur noch ein halber Taler (12 ggr.) bezahlt werden. Im Revolutionsjahr 1848 wurde in Badbergen sogar die Forderung laut nach kostenlosem Unterricht! Das wurde erst sehr viel später erfüllt, und ganz im Gegensatz dazu wurde im Jahre 1858 das Schulgeld wieder erhöht auf einen Taler für das erste und zweite Kind, während der Satz für die weiteren Kinder bei einem halben Taler blieb. Das Schulgeld wurde also nicht wieder so hoch wie einst. Inzwischen war bestimmt worden, daß der fehlende Betrag für die Bezahlung des Lehrers durch eine Ausgleichszahlung von der Gemeinde aufzubringen war. Die Gemeinden besorgten sich das Geld durch eine Extra-Steuer von den Bewohnern. Die Gemeinden mußten ohnehin jetzt tiefer in die Tasche greifen, um ihre Schule zu finanzieren. Denn im Schulgesetz von 1845 wurden die Lehrergehälter weitgehend festgelegt und auch erhöht. Dühne schreibt: "Die hiesige Lehrereinnahme ist 1850 vom Consistorio zu 160 Th berechnet.“4 Davon waren gut 67 Taler Ausfallgeld der Gemeinde.



Jetzt wurde auch die Schulaufsicht verstärkt, Privatunterricht genauer definiert und die Selbständigkeit der Nebenschulen offiziell anerkannt!



c) Der Unterricht



Grönloh hatte also offiziell eine selbständige Schule. Und im Jahre 1850 wurde der schon mehrfach erwähnte Lehrer Hermann Heinrich Dühne Schulmeister in Grönloh. Er blieb es 33 Jahre bis zum Jahre 1883 und wurde durch seine Schriften auch der bekannteste. "Er widmete seine Mußestunden dem Studium der Special- und Lokalgeschichte unserer Heimath“, hieß es später.7 Er veröffentlichte eine Abhandlung unter dem Titel: "Die Landwirthschaft in ihrem höchsten Ertrage“ später die "Geschichte des Kirchspiels Badbergen und der Gemeinde Talge" in zwei Heften, schließlich die "Geschichte der Kirchen und der Reformation im Fürstenthum Osnabrück."



Dühne und wahrscheinlich auch schon sein Vorgänger Baum gehörten zu der neuen Lehrergeneration, den seminaristisch ausgebildeten Pädagogen, die seit 1848 überall gefordert wurden. Diese Lehrer sollten Vorbild sein, "ehrbar und fromm; heitere, ruhige Leute ohne finanzielle Sorgen,“9. Diese Lehrer kamen jetzt auch von auswärts und wurden von der Schulaufsicht eingesetzt. Ihnen gelang es auch endlich, die hochdeutsche Sprache in der Schule durchzusetzen. Die Schülerzahlen waren allerdings stetig angewachsen, in Grönloh auf 135 im Jahr 1842. In Wehdel waren es sogar 185, in Nortrup 188 und in zahlreichen einklassigen Schulen über 200 Kinder!! Es kamen wie berichtet längst nicht alle Schüler, aber trotzdem mutet es geradezu unheimlich an. Natürlich wurde in Schichten unterrichtet, der Lärm muß aber unerträglich gewesen sein, eine Ordnung konnte nur mit Rute und Stock aufrecht erhalten werden.



Das neue Schulgesetz erlaubt dann auch die Einrichtung einer 2. Lehrerstelle, wenn die Zahl 200 überschritten wurde. Dazu kam es aber in den meisten Gemeinden nicht, denn auf einmal sanken die Schülerzahlen rapide, in Grönloh von 135 (1842)auf schließlich 50 im Jahre 1860! Also auf weit unter die Hälfte der maximalen Schülerzahl. Der Grund war die riesige Auswanderungswelle, die viele kinderreiche Familien aus dem Osnabrücker Land nach Amerika brachte, nachdem dort Gold gefunden worden war. Selbst der Lehrer von Talge wanderte mit aus! Die Schülerzahlen in Grönloh pendelten sich später zwischen 50 und 70 ein, von einer Ausnahme abgesehen.



Auch der Unterricht begann sich Mitte des vorigen Jahrhunderts zu ändern. Außer Lesen, Schreiben und Rechnen wurden auch "nützliche Fächer" wie Geographie, Naturkunde oder Naturlehre angeboten, allerdings erst nur zögernd, je nach Wissen und Interesse des Lehrers, in Grönloh 1843 erstmals Geographie.



Es wurden große Anstrengungen unternommen, den Unterricht moderner zu gestalten. Gelesen wurde zwar noch in der Bibel und im Gesangbuch, zunehmend .aber in der Fibel. Diese wurde laufend verbessert und der Katechismus wurde nur noch in Auszügen verwendet. Das bekannte Lesebuch "Rochows Kinderfreund" setzte sich durch und andere Lesebücher folgten. Rechenbücher lagen schon seit längerem vor, wenn auch dadurch die Leistungen der Schüler noch nicht entscheidend besser wurden. Die bekannte Rechenschwäche der Landkinder zeigt sich in der Zensurenliste von 1838: nur ein Mädchen erhielt eine 1, viele Schüler bekamen eine sehr durchschnittliche 3, einige die 4, die schlechteste Zensur. Nachdem erstmals auch Zensuren für Deutsche Sprache, Religion, Singen und Gemeinnütziges gegeben wurden, vielleicht auch die Zensierung verschärft wurde, erhielten im Jahre 1844 in Grönloh 10 Kinder eine 1, 22 Kinder eine 2, 34 Kinder eine 3 und 42 Kinder(!) eine 4 im Rechnen! Selbst an den Hauptschulen soll das Rechnen eine Schwäche gewesen sein und nur die Grundrechenarten erfaßt haben.



Noch etwas war neu: es gab Zensuren für Fleiß und Betragen, was anscheinend nötig war. Diese Kategorien wurden bekanntlich erst vor kurzem aus den Zeugnissen entfernt.



Und neue Medien wurden eingeführt: die Wandtafel und der Federhalter! Die Tafel überraschend spät, der Federhalter löste recht früh den Gänsekiel ab, wenn nicht mit Griffel oder Bleistift geschrieben wurde.



Aus Grönloh sind noch zwei besondere Dinge aus dieser Zeit zu berichten. Einmal schreibt Dühne:



"Die Schule hat bei der Markentheilung 14 Morgen und 15 Quadrat-Ruthen aus der Mark erhalten“.4 Er meint wohl insgesamt bei mehreren Teilungen; das sind umgerechnet fast 4 ha. Weiter heißt es: "Die hiervon im Fledder liegende 2 Morgen 82 Qu. Ruthen haltende Wiesentheil lieferte sehr schlechtes, für Kühe nicht zu benutzendes Heu, brachte nur 4 Th. jährliche Miete ein und ist daher mit Genehmigung der Behörde 1868 für 205 Th. an kl. Rethorst zu Grönloh verkauft. Der Lehrer erhält von diesem Schulkapital jährlich vom Schulvorstand 9 1/2 Th. Zinsen."



Lehrer Dühne hatte offensichtlich damals nicht die Zeit, die Ländereien selbst zu bewirtschaften und man fing bereits sehr früh an, Land günstig zu verkaufen.



Vielleicht brauchte man auch Geld, denn die bereits erwähnte Renovierung und Vergrößerung der Lehrerwohnung im Jahre 1864 kostete immerhin laut Dühne 520 Th., bei einem Zuschuß von der Regierung von 100 Th.



Eine Kopie der Bauausschreibungen, Ausgaben, Einnahmen, der Abgaben der Gemeindemitglieder usw. ist als "Duple" erhalten geblieben. Daraus errechnet sich für die Bausumme rund 528 Taler, was den Angaben von Dühne entspricht. Dazu kamen laut Protokoll aber noch 125 Taler für Vorarbeiten und Nebenkosten. Abzüglich des Zuschuß also an reinen Kosten über 550 Taler. Dem standen Einnahmen durch eine Steueranhebung im Jahre 1863 von nur 119 Talern gegenüber. Zimmermeister Wanstroth aus Grothe erhielt den Zuschlag gegenüber 5 anderen Baumeistern. Er errechnete im Kostenvoranschlag nur 370 Taler!



Die Gemeindemitglieder mußten halbmonatlich folgende Beträge zahlen (wie oft, bleibt offen): Wulfert (Sickmann) 3 Th. 1 Gr 1 Pf, Grönloh 2/20/2, (zur Horst), Beckermann (Enders) 2/3/3, Wollermann (Rethorst) 1/27/9, Bracke (Marbold) 1/25/5, Middelkamp(f) 1/24/6, Goesmann (Middendorf) 1/23/-, Greve (Böckmann) 1/1 9/-, Dettmer (Aumann) 1/1 1/2.



Das waren die größten Höfe. Die kleineren mußten zwischen 11 und 23 Groschen bezahlen oder noch weniger. Die Heuerleute bezahlten 1 Gr 5 Pf oder 1 Gr 3 Pf, zwei Gemeindemitglieder bezahlten nur 5 bzw. 7 Pf. Insgesamt 83 Namen werden genannt. (1 Rth. = 30 Gr, 1 Gr = 12 Pf)



Geplant wurde ein Anbau von 20 mal 30 Fuß, das Fundament sollte aus Bruchsteinen sein, die Wände mit Ziegelsteinen ausgefüllt werden und das Dach mit Ziegeln gedeckt werden. Ein weiterer Anbau sollte 12 mal 30 Fuß sein. Gleichzeitig sollten die nicht mehr benötigten Kuhställe zu einer Wohnstube umgebaut werden.



Die Bruchsteine kamen aus Alfhausen, der Kalk vom Piesberg und die Steine aus Vechta. Die Anlieferung des Materials geschah durch die Gemeindemitglieder Busch, Borcherding, Bockhorst, Goesmann, Gräper und Diekhaus, die dafür bezahlt wurden.



Damit hatte Grönloh ein ansehnliches Schulgebäude, was erst 60 Jahre später nicht mehr den Ansprüchen genügte.



Die Schülerzahlen I



Schüler



Schüler

1838

1101


1876

772

1839

118


1877

72

1840

1162


1878

72

1841

1271


1879


1842

135


1880

79

1843

1242


1881


1844

117


1882

74

1845



1883

66

1846

126


1884


1847

1261


1885

72

1848



1886

66

1849



1887


1850

107


1888


1851



1889

63

1852





1853

82




1854

77




1855





1856





1857

59




1858

562




1859

51




1860

50


1898

383

1861

64




1862





1863

55




1864

671


1902

65

1865

802




1866

79




1867

77




1868

911





1)nach Dühne
2)nach erhalten gebliebenen Schülerverzeichnissen
3)in der UInterstufe

V. Die Volksschule in Grönloh - 1872 bis 1945

Ab 1872 kehrten preußische Verhältnisse nach und nach auch im Osnabrücker Nordland ein. Das bedeutete: klare Anweisungen von oben bis ins Kleinste und absolut geregelte Verhältnisse, spätestens ab 1896. Das liest sich so:



1872

Schulaufsichtsgesetz, Ernennung von
Schulinspektoren durch den Staat,

Festlegung des Fächerkanons: Religion, deutSche Sprache, Rechnen und Raumlehre, Zeichnen, Geschichte, Geografie, Naturkunde, Turnen (Knaben), Handarbeit (Mädchen),

Festlegung der Gesamtstundenzahl für die Klassen, 20-22 Stunden für die Unterstufe, 28-30 Stunden für die Mittelstufe, 30 Stunden für die Oberstufe, Festlegung der Stundenzahl für die einzelnen Fächer (ähnlich wie heute),

ständige Überprüfung durch die Schulaufsicht, Reduzierung der Schülerzahl pro Klasse auf maximal 80 (später 60),

genaue Vorschriften für Schulbauten, Klassenräume, Schulhöfe, Schulbrunnen, Einrichtungsgegenstände,

1885

Abschaffung des Schulgelds, dafür Lehrerbesoldung,
Zulagen für die Lehrer durch die Gemeinden, Einrichtung von Witwen- und Waisenkassen, Berechtigung der Lehrer zum freiwilligen Militärdienst,

1892
Ablösung der lokalen Schulinspektoren

1896
Weitgehende Ausschaltung des kirchlichen Einflusses

1908
Volksschulunterhaltungsgesetz

1909
Lehrerhöchstgehälter werden neu festgesetzt, die
Lehrer können statt 1800 Mark (600 Rth) (1865) und 2100 Mark (1891) jetzt bis zu 3000 Mark im Jahr verdienen,

1919
Die Kirche wird endgültig ausgeschaltet, was den
direkten Einfluß auf die Schule anbetrifft, die Lehrer werden Staatsbeamte, weitere Schulaufsichtsbeamte werden eingesetzt, Unterricht und Lernmittel sind kostenlos, Elternbeiräte werden gebildet,2/5/9


Und was gibt es aus Grönloh in dieser Zeit zu berichten? Nicht ganz viel, denn die 1898 auf Vorschrift der Regierung angelegte Schulchronik ist bisher nicht aufgetaucht. Sie wird nur ein paar Jahre lang erwähnt, dann verlieren sich die Spuren. Es bleiben die Klassenfotos aus dieser Zeit; die inzwischen vereinfachten und damit langweiligen Klassenlisten und Versäumnislisten; dazu Erinnerungen unser ältesten Gemeindemitglieder.



Zunächst wird Eduard Walsemann Nachfolger von Dühne. Von ihm und seinen Schülern existieren Fotos, denn er blieb bis 1900 Lehrerin Grönloh. Ihm folgte für kurze Zeit ein Lehrer Detering, dem wiederum der noch bei älteren Grönlohern bekannte Lehrer Hayo Frerichs.



Im Klassenzimmer befanden sich laut Inventarliste um 1900: 1 Katheder, 7 Tische und Bänke, 2 Tafeln, 1 Schrank, 1 Harmonium, 1 Lutherbild, 2 Bilder vom Kaiser und von der Kaiserin, 3 Öfen, 26 Tintengläser, 1 Spucknapf, dazu zahlreiche Lehrmittel. Auf dem Hof standen 1 Reck, 1 Barren, 1 Schweinetrog und 1 Pumpe. Und im Jahre 1914 wurde angesichts der nationalen Begeisterung eine große Schulfahne angeschafft. Sie zeigt in den Farben "Schwarz-Weiß-Rot" den Reichsadler mit Eichenlaub. Diese noch existierende Fahne ist mit Goldband und Fransen eingefaßt und trägt die Aufschrift.- "Schule zu Grönloh, 1914"



Nachdem jahrelang Kinder, deren Eltern es sich leisten konnten, nach dem 4. Schuljahr zur Privatschule nach Badbergen gingen, z.T. auch nach Gehrde, wurde die Walmichrathsche Lehranstalt 1913 legalisiert, so daß in den folgenden Jahren noch mehr Schüler aus Grönloh vorzeitig die hiesige Schule verließen. Daraufhin gingen die Schülerzahlen in Grönloh natürlich stetig zurück, nicht zuletzt auch durch Abwanderung einzelner Familien während der wirschaftlichen Depression in den 20er Jahren. Bekanntermaßen gingen in den evangelischen Gemeinden auch die Kinderzahlen in den Familien nach dem Weltkrieg langsam aber stetig zurück.



Die Schüler in Grönloh kamen weiterhin zu Fuß zur Schule, in Holzschuhen, und wer weiter weg wohnte, brauchte eine halbe Stunde oder mehr für den Schulweg. Allerdings gab es noch mehrere Binnenwege, die "Schulwege“, die heute teilweise verschwunden sind. Die Schule lag umgeben von Wald und war romantisch von Eichen eingerahmt. Jungen und Mädchen saßen auf Bänken, bis zu 9 Kinder auf einer, allerdings wegen der guten Sitten getrennt. Die Ruhe wurde durch Strenge aufrecht erhalten, geschlagen bzw. geprügelt durfte immer noch werden, nur absolute Mißhandlungen waren verboten. Erst 1928 wurde wenigstens die Prügelstrafe bei Mädchen untersagt, 1946 auch für Jungen eingeschränkt, endgültig verboten aber erst 1971! Damals halfen die älteren Schüler den jüngeren regelmäßig, d.h. wenn der Lehrer beschäftigt war, unterrrichteten sie sogar die Kleinen.



Der hohe Ofen wurde mit Holz oder Torf beheizt, die älteren Schüler mußten nachheizen und wenn Brennmaterial angeliefert worden war, mußten alle beim Eeinräumen bzw. Aufstapeln helfen.



Die Schule war zunächst noch ohne Strom, ja ohne Lichtquelle bis 1926. Wasser mußte aus der Lehrerwohnung nebenan geholt werden, ein Eimer hing im Klassenzimmer an der Wand.



Nur wenige bevorzugte Schüler besaßen ein Fahrrad, mit dem sie über die Sand- und Schotterstraßen zur Schule gelangen konnten. Die meisten gingen zu Fuß, selbst nach Badbergen zum Konfirmandenunterricht benutzten nicht alle ein Fahrrad. Alle Schüler besuchten jetzt regelmäßig den Unterricht, wenn auch viel zu Hause geholfen werden mußte.



Im Weltkrieg wurde der neue Lehrer Fr. Frasch eingezogen, so daß der Unterricht meistens nachmittags stattfinden mußte. Abwechselnd vertreten wurde von Lehrer Altemüller (Wehdel), Meyer zu Hüningen (Badbergen) und Lehrer vor dem Berge (Gehrde).



Der Zuschuß, den die Gemeinden den Lehrern zahlen sollten, blieb, trotz der vergleichsweise geringen Summen, in Grönloh anscheinend ein Problem.



Im Jahre 1906 wurde dem Lehrer Frerichs eine Gehaltshöhung von 200 Mark versagt, aber dann durch Mehrheitsbeschluß des Gemeinderats eine persönliche Zulage von 100 Mark auf Widerruf gewährt.8



Im Jahre 1909 wird, weil dem Lehrer diese Zulage jetzt vierteljährlich im Voraus gezahlt werden muß, durch Gemeinderatsbeschluß eine entsprechende Steuerhebung beschlossen. Geld war offensichtlich sehr knapp in Grönloh.



Die Schülerzahlen II



Schüler



Schüler

1909

65


1945

48

1910

64


1946

97

1911

56


1947

90

1912

55


1948

90

1913

57


1949

101

1914

62


1950

96

1915

63


1951

88

1916

55


1952

75

1917

56


1953

73

1918

52


1954

65

1919

54


1955

47

1920

56


1956

44

1921

59


1957

34

1922

54


1958

32

1923

47


1959

29

1924

38


1960

30

1925

39


1961

36

1926

40


1962

42

1927

46


1963

41

1928

45


1964

33

1929

43


1965

29

1930

37


1966

20

1931

39


1967

22

1932

40


1968

19

1933

39


1969

18

1934

37


1970

28




1971

28




1972

27




1973

26




1974

22




1975

0



Auch mit Lehrer Frasch gab es Unstimmigkeiten. Erst wurde ihm 1912 das volle Grundgehalt gewährt, aber ein Jahr später sollte ihm das um ein Fünftel gekürzt werden. Lehrer Frasch protestierte gegen diese Kürzung und sagte, daß er vorerst in Grönloh bleiben wolle, aber nicht unter solchen Bedingungen. Er hatte letztlich Erfolg (8).



Streit ums Geld gab es auch 1917 mit den Vertretungslehrern aus Wehdel und Gehrde. Sie wollten eine Entschädigung für die täglichen Radtouren nach Grönloh, Geld fürs Material und die verbrauchte Zeit. Die Gemeinde weigerte sich energisch, mußte aber dem Schiedsspruch der Schulbehörde folgen und zahlen (8).



Nach Ende des Weltkriegs genügte die Lehrerwohnung nicht mehr den veränderten Ansprüchen. Auch die Schule muß renoviert oder sogar neu gebaut werden, verlangte der Lehrer.



Baumeister Wiesepape aus Badbergen wird um eine Prüfung gebeten und schlägt einen großzügigen Umbau im Inneren vor. Dieser Umbau erfolgte dann 1919/20 und kostete schließlich sehr viel mehr als geplant, nämlich 18 000 Mark. Der Staat zahlte nach längeren Verhandlungen 1/3 der Bausumme.



1935 wurde erneut gebaut. Diesmal wurden Schulstube, Wohnung und Dachgeschoß erweitert und renoviert. Die Kosten betrugen rund 6605 Reichsmark. 15 Jahre vorher hatten Baumeister und Gemeinderat noch gemeint, daß man für lange Zeit nicht bauen müßte. Allerdings müssen schon damals die Toilettenanlagen ein Ärgernis gewesen sein. Außerdem war der Schulhof im Winter häufig matschig, so daß die Holzschuhe sorgfältig geputzt werden mußten, bevor man in die Schule ging.



Im Klassenzimmer war inzwischen das Pult durch einen Schreibtisch ersetzt worden und statt der Bänke gab es schon Stühle.



Die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten, von den Bewohnern abgelehnt oder begrüßt, schlug sich anfangs kaum im Schulbetrieb nieder, weder im Lehrplan noch in spektakulären Aktionen. Die sportliche Ertüchtigung und Wettkämpfe traten mehr in den Vordergrund, dazu die monatlichen Ausflüge zu Fuß oder mit dem Fahrrad.



Diese wurden aber auch unternommen, weil Lehrer Frasch damit begann, von Grönloh aus die Kreisbildstelle aufzubauen, viel zu fotografieren und Sammlungen heimatkundlicher Art anzulegen.



Allmählich liest man dann häufiger etwas "Völkisches" im Klassenbuch der Schule in Grönloh: unter Singen das ",Horst-Wessel-Lied", unter Geschichte etwas von der "Weltenwende" und unter " Besonderes" so manches Neue: "Sonnenwendfeier“ am 24. Juni, schulfrei am 8. März, dem Tag der "Nationalen Erhebung“ schulfrei wegen des Besuchs des Fliegerhorstes in Quakenbrück zur Ehre der "Deutschlandflieger", Teilnahme an einer "Memelland- Kundgebung", Teilnahme an einer Filmvorführung in Quakenbrück über den "Reichsparteitag" und Teilnahme an einer 1. Mai-Feier, sowie Teilnahme an einer Schulfeier bei Köper (Schlottmann) aus Anlaß der "Reichstagseröffnung".



Am 20. April, dem Geburtstag "des Führers", wird im Grönloher Schulwäldchen eine kleine "Flaggenparade" abgehalten und der Lehrer erscheint mit "Armbinde“.



Die Schüler gehören jetzt zur "Hitlerjugend", müssen einmal in der Woche nachmittags und am Sonnabend zum "Dienst", selbst wenn sie zu Hause eigentlich helfen sollten.



Im 2. Weltkrieg fiel dann zunehmend die Schule aus, denn der Fliegeralarm zwang dazu. Zum Schluß fand nur noch etwa an jedem zweiten Tag die Schule statt. Hatten die Schüler, wenn die Sirenen heulten, weniger als die Hälfte des Schulwegs zurückgelegt, durften sie wieder umdrehen und sich nach Hause flüchten. Sonst sollten sie zur Schule weitergehen. Klar, daß man morgens sehr langsam ging und den Begriff Hälfte sehr großzügig auffaßte, evtl. auch schon einmal die Sirenen "sehr weit weg" hörte und besser gleich zu Hause blieb. War man dann doch in der Schule und es gab Alarm, flüchteten sich Schü ler und Lehrer in den Erdbunker, der im "Schulwald“ gebaut worden war.



Bald gab es keine Schulbücher mehr und die Schüler lernten nur noch recht wenig, so daß einige Jungen und Mädchen das Versäumte nach dem Krieg mühsam nachholen mußten. Lehrer Frasch war nach seiner langen Tätigkeit in Grönloh versetzt worden. Sein Nachfolger in der Nazi-Zeit wurde Lehrer Adolf Lock.



Vl. Die Zeit nach dem 2. Weltkrieg bis zur Schließung- 1945 - 1975



Lehrer Lock mußte sich - wie so viele Lehrer- nach dem Ende der braunen Herrschaft verantworten und wurde von den Engländern wegen seiner Zugehörigkeit zur NSDAP interniert. Die Schule in Grönloh wurde wie alle anderen vorerst geschlossen. Alle Lehr- und Lernmittel wurden aufgelistet und der meiste Anteil von ihnen wurde wegen nationalsozialistischen Gedankenguts eingestampft. Aber bereits am 20. August 1945 wurde wieder mit dem Unterricht in der Grundschule begonnen. Die Laienlehrkraft Hilde Lüdeling unterrichtete neben den Schülern in Wehdel auch die in Grönloh täglich 3 Stunden1. Sie wurde dann in Grönloh von der Laienlehrkraft Ingeborg Lock abgelöst, die ab September 1945 ihren Vater vertrat.



Anfangs fehlte es an Papier, Büchern, Bleistiften u.a. Aber Ende Oktober mußten auch die älteren Schüler wieder antreten, zusammen waren es jetzt 48 Schüler. Im Frühjahr nahm dann die Gemeinde Grönloh zusätzlich 42 Kinder aus Berlin auf, die nachmittags in der Schule von ihrem eigenen Lehrer unterrichtet wurden.



Und dann begann mit dem Eintreffen der ersten Flüchlinge aus dem Osten eine dramatische Zeit! Nach und nach trafen 270 Menschen ein, die von der Gemeinde untergebracht werden mußten, so daß sich die Einwohnerzahl durch Flüchtlinge, Vertriebene und B-Soldaten fast verdoppelte. Die Schülerzahl in Grönloh stieg laufend, bis sie mit über 100 den Höchststand im Jahre 1949 erreichte. Daraufhin wurde für ein paar Jahre eine 2. Lehrerstelle eingerichtet, die die Schule in Grönloh in den ersten 300 Jahren nie gehabt hatte!



Lehrerin Frl. Kunze aus Schlesien und Frl. Pötter waren von 1947 bis 1955 hier tätig, bis die Schülerzahlen sich wieder normalisierten.



In den ersten Schulwochen waren Lehrerinnen und Schüler mit Sammeln beschäftigt. Gegen Geld wurden Heil- und Teekräuter gesucht, Brennesseln, Birkenblätter, Holunderblüten usw. Sie wurden dann auf dem Schulboden getrocknet und später verkauft. Es herrrschte eben Knappheit an allem im zerstörten Deutschland!



Irn kalten Winter 1946/47 konnten viele der Flüchtlingskinder die Schule nicht besuchen, weil ihnen warme Kleidung fehlte. Die Weihnachtsferien wurden um 10 Tage verlängert, weil nicht genug Heizmaterial zu bekommen war. Es wurde in 3 Schichten unterrichtet, weil die Plätze für die Menge von Schülern nicht ausreichten. Als neues Lehrfach gab es für ein paar Jahre Englisch, bis endlich die Realschule in Badbergen wieder geöffnet wurde.



Für die notwendige Renovierung der Lehrerwohnung und des Klassenraums wurden 1947 Zement und Kalk für gespendete Lebensmittel wie Roggen und Speck eingetauscht. Für gesammelte Kräuter - Mohn, Schafgarbe, Rainfarn u. a. - erhielt r-nan 139 RM.



Auch an die Grönloher Schulkinder wurden im Rahmen der alliierten Hilfsmaßnahmen Schokolade, Kakao und Kekse verteilt. Nach der Währungsreform 1948 wurde einiges besser, es gab wieder Schulbücher und nach einer "Umschulung“ der Lehrer durfte wieder Geschichte unterrichtet werden. Nachfolger für I. Lock wurde jetzt Lehrer Woska.



Zum letzten Mal wurde eine Schulzusammenlegung mit Wehdel diskutiert und wie so oft vorher verworfen. Der Plan des Gemeinderats von Grönloh, die Scheune von Netheler umzubauen, erhielt nicht die Zustimmung der Regierung. So kam man zum Entschluß, gegenüber der alten Schule eine neue zu bauen. Das nötige Geld wurde teilweise in der Gemeinde gesammelt. 5 DM pro hektar Land sollte jeder zahlen und 1 DM pro ha Wald. Bis auf 2 Mitwohner beteiligten sich alle in dieser schwierigen Zeit finanziell an dem Projekt. Wenn man in den Protokollen der Gemeinderatssitzungen noch kurz vorher gelesen hatte, wie überlegt wurde, wer wann bevorzugt Fahrradschläuche erhalten durfte und wer nicht, erkennt man die Leistung der Gemeinde8.



Zur Finanzierung war es aber doch nötig, Schulland zu verkaufen und zwar an H. Lilie, der als einer der ersten in der heutigen Siedlung baute. Durch einen Zuschuß vom Staat und vom Kreis sowie einen Kredit konnten die Baukosten von über 19 000 DM aufgebracht werden.

Gespart wurde, indem die Erdarbeiten durch Hand- und Spanndienste selbst geleistet wurden. Der Bau von Maurermeister Wiesepape verzögerte sich, da zunächst weder Klinker noch Dachpfannen zu bekommen waren.



Aber im Oktober 1950 war es soweit: nach Einweihung der Schule konnte der Schichtunterricht abgeschafft werden. Die Oberstufe war im Altbau, die Grundschule im Neubau untergebracht worden.



Inzwischen hatte auch Lehrer Lock seinen Beruf wieder ausüben dürfen, so daß ruhigere Verhältnisse ab 1950 eintraten. Aber nur kurz, denn A. Lock erkrankte 1952 so schwer, daß er zwei Jahre später pensioniert werden mußte. Während seiner Krankheit wurde er von Wehdel und Gehrde aus vertreten.



Ab 1954 war dann Max Ellrich erster Lehrer, bald darauf auch einziger Lehrer in Grönloh. Hatte man erhofft, daß mit dem Schulneubau alles in Ordnung sei, hatte man sich wiederum geirrt.



Die Regierung beanstandete die Toilettenanlagen. So entschloß man sich zu einem Neubau, gleichzeitig wurden angesichts der Wirtschaftslage Stallungen für Schweine und Hühner miterrichtet. Auch der Fahrradstand wurde verlegt. Um das zu finanzieren, wurden die alten Eichen rund um die Schule gefällt und verkauft.



Auch das alte Schulgebäude erwies sich als baufällig. Fast hätte man es abgerissen, dann entschied man sich für einen großzügigen Umbau von Lehrerwohnung und altem Schulgebäude. Damals erhielt dieses Gebäude sein heutiges Aussehen, es erhielt nämlich rote Klinker nach außen. Wiederum wurde eine Baumaßnahme (rund 40.000 DM)durch Verkauf von Schulland ermöglicht, diesmal an die Familien Rötker und von Otte.



Zu Beginn der 50er Jahre begann dann die Zahl der Schüler durch den Umzug vieler Familien in die Neubaugebiete oder in die westdeutschen Großstädte rasant zu sinken. Im Jahre 1955 wurde die Schule in Grönloh dadurch wieder einklassig. Und ab 1960 begann der langsame aber stetige Abbau der Zwergschulen im Rahmen der ersten Bildungsreform. Nutznießer davon waren die Schulen in Badbergen und Quakenbrück. Was schon einmal in den 40er Jahren diskutiert wurde, war jetzt Wirklichkeit geworden.



Durch politische Entscheidungen auf Landesebene wurde aus einer zweiklassigen Schule mit über 100 Schülern innerhalb von gut 10 Jahren eine sterbende Schulform.



Bei einer Zusammenlegung der Schulen von Wehdel und Grönloh hätte es sicher etwas anders ausgesehen, die Schließung der Schule wäre aber bei den stark zurückgegangenen Schülerzahlen nur aufgeschoben worden.



Jedenfalls verlor Grönloh 1960 das 8. und 9. Schuljahr, 1962 auch das 6. und das 7. Schuljahr und 1964 auch noch das 5. Schuljahr. Es verblieben zunächst 33 Grundschüler. Durch die Nichteinschulung 1966 im Rahmen der "Kurzschuljahre" sank die Schülerzahl sogar auf 20, ein Jahr später sogar darunter!



Als ich im Jahre 1967 den Unterricht in Grönloh übernahm, wurde bereits offen über die Schließung der Schule diskutiert, als Datum wurde 1970 angegeben. Es dauerte aber dann doch noch 5 Jahre länger, bis die Schule in Grönloh am 1. Juli 1975 endgültig dichtgemacht wurde.



Es rührte sich auch kaum Widerstand, da es neben Grönloh auch allen anderen Nebenschulen im Raum Badbergen und auch in anderen Kirchspielen ähnlich erging. Die Schließung ging auch deshalb formlos und geradezu überhastet vor sich, da seit der Gemeindereform von 1972 keine politische Gemeinde Grönloh mehr existierte.



Schulgebäude und Wohngebäude wurden sofort verkauft, so daß ein Weg zurück ausgeschlossen wurde. Heute fahren alle Schüler mit dem Schulbus nach Badbergen oder Quakenbrück; sicher bequemer als ihre Vorfahren, die weite Wege zu Fuß zurücklegen mußten.



Aber die eigene Schule in der eigenen Gemeinde wurde doch vermißt. Immerhin rund 325 Jahre hatte die Schule in Grönloh bestanden, war mühsam erkämpft worden und unter Opfern von der Gemeinde unterhalten worden. Und so manches gibt es aus der "Alten Zeit" zu erzählen.



Literaturliste


1

Chronik der Volksschule Grönloh, 1945 - 1975, (Handschrift)

2

Dobelmann, W./Buitmann, F.: Der Altkreis Bersenbrück, Teil IV, Schulgeschichte des Osnabrücker Nordlandes, Band 1,


Quakenbrück 1986

3

Dobelmann, W.: Aufzeichnungen zu: Schulgeschichte des Osnabrücker Nordlandes, Teil 2 (unveröffentlicht)

4

Dühne, H.: Geschichte des Kirchspiels Badbergen und der Bauerschaft Talge, Heft 1, Osnabrück 1870

5

Gehrde, 300 Jahre Schule im Kirchspiel Gehrde, 1988

6

Hoffmeyer, L.: Geschichte der Evangelischen Volksschulen des Fürstentums Osnabrück, Osnabrück 1925

7

Mittheilungen des Vereins für Geschichte und Althertumskunde des Hasegaus, Heft 10, Lingen 1901

8

Protocolle der Gemeinde Grönloh, 1875 - 1948, (Handschrift)

9

Rhotert, J..- Die Entwicklung des kath. Volksschulwesens im Bistum Osnabrück, Osnabrück 1921